Auf nach Syndey

von Konrad Bucheli
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Montag 29. - Dienstag 30. August 2016

Am Montag Nachmittag müssen wir unser Auto abgeben, daher bleibt uns nur noch kurze Zeit in Perth. Und wie findet man mit Überhöhe einen Parkplatz in der Innenstadt? Wir hätten uns da etwas früher informieren sollen...

Bei einem Parkhaus schlagen wir bei der 2.5 m Schranke an und müssen rückwärts raus. Daneben fahren höhere Lieferwagen aus dem Parkhaus. Nur, wo sind die den reingekommen? Petra meint dass es unten beim Bell Tower Parkplätze haben sollte. Wir haben Glück, es hat am Strassenrand eine freien Parkbucht, maximale Zeit eine Stunde.

Los, los los! Petra muss dem I-Phone von ihrem Bruder Dominik eine neue Scheibe auf der Rückseite verpassen lassen. Er hat genau gesagt wo das günstige Geschäft ist. Ich selber lasse mir noch ein Brillenglas neu einsetzen. Es ist gestern beim Spielen mit den Kindern herausgefallen. Und dann zur Post um ein Paket zu kaufen um alles nun Überflüssige nach Hause zu schicken. Ja, Picknik für den Mittag brauchen wir auch noch. Irgendwie sehen wir nicht viel von Perth.

Das Mittagessen nehmen wir im Botanischen Garten im Kings Park ein. Dieser Park ist das Highlight von Perth, denn von der Anhöhe hat man eine wunderbare Sicht über die Innenstadt und den davor liegenden Swan River.

Der nächste Stopp ist das Hotel. Jann, der Charmbolzen, hat die Frau an der Rezeption im Handumdrehen um den Finger gewickelt: "Wo haben Sie gebucht?" "Übers Internet." "Das ist ja viel zu teuer. Ich schaue was sich machen lässt." Und siehe da, der Preis geht runter und ein gratis Frühstück kommt auch noch dazu.

Beim Ausladen haben wir das nächste Geschenk: im wasserdicht aussehenden Dachsack für das Gepäck ist alles tropfnass. Ein Teil davon wie das Bodenzelt geht an die Vermietung zurück, aber ein Rucksack mit nicht gebrauchter Wäsche ist auch darunter. Ich baue unser Zimmer zur Wäschetrocknungsanlage um: Heizung und Ventilaton rauf!

Petra bringt das Auto zurück und ich bereite das Paket mit den Souvenirs und anderem nicht mehr gebrauchtem Zeug vor, dass ich später noch auf die Post bringen will. Eine Poststelle auf dem Flughafen gehört in Australien nicht zum Standard. Petra kommt zurück, es hat alles bestens geklappt. 6792 Kilometer haben wir zurückgelegt ohne irgendwelche Probleme. Das war ja eigentlich auch zu erwarten, schliesslich war das Auto ja praktisch neu, wir haben es mit 9000 km übernommen. Nun komprimieren wir das Gepäck wieder auf flugkompatible Grösse.

Am Dienstag ist unser Flug um Viertel vor elf. Auf dem Flughafen schaue ich mir auf dem Telefon zum ersten Mal wieder die Nachrichten an. In der Schweiz ist ein Kampfflugzeug vermisst. Nicht ganz die optimale Lektüre vor dem Flug. Ansonsten hat mich Petra unterwegs nur mal informiert dass es in Italien ein Erdbeben gab, welche Schweizer in Rio Medaillen gewonnen haben und nach jedem Gang beim Eidgenössischen gab es eine allgemeine Lageeinschätzung.

Es ist auch Zeit, die Reise etwas zu rekapitulieren. Das Reich der Krokodile hatten wir schnell passiert. Da waren wir vor vier Jahren etwas länger. Das "be croc-wise" von Nordaustralien erinnert mich an das "be bear aware" von Westkanada. An beiden Orten hat man sich mit den Grossraubtieren eingerichtet. Das Krokodil ist insofern einfacher, weil es nicht den Lebensraum mit dem Menschen teilt. Dafür sehen wenigstens die Salzwasserkrokodile uns Menschen als willkommene Nahrungsquelle an. Da sind die Bären im Umgang doch viel angenehmer, obwohl sie ihre körperliche Überlegenheit wenn nötig sehr wohl einsetzen. Unterwegs haben wir entdeckt, dass wir eigentlich zwei Krokodile mitreisen lassen. Bei Kiara sind es nun drei Zähne mehr, bei Jann gab es immerhin noch ein zusätzliches Exemplar. In Westaustralien ist die Everlastings die eigentlichen Könige des Landes. So ein richtiger Teppich ist beeindruckend. Da hatte Petra doch recht, dass sie das sehen wollte. Und nicht jedes Jahr gibt es eine Audienz. Dazu bracht es auch genügend Regen im Winter. Und als Petra vor viereinhalb Jahren hier im Herbst unterwegs war, war alles viel trockener. So trocken, dass Petra nach dem grünen Tasmanien sich zuerst etwas daran gewöhnen musste. Und die eigentliche Wüste im Inland wurde ja beide Male umfahren.

Und nun zur letzten und wichtigsten Frage: darf man sowas mit so kleinen Kindern machen? Doch, ja. Sie hatten ihre guten Zeiten und ihre schlechten Zeiten. Wie zu Hause auch. Bis zwei Stunden Autofahren ging meistens gut, dass waren sie aber auch von zu Hause gewöhnt. Und dann braucht es halt noch etwas Kreativität für die Unterhaltung. Wobei wir inzwischen die Geschichte von "Zottel, Zick und Zwerg" auswendig kennen, denn die wollte Jann am Schluss jeden Tag hören. Zum Glück ist das Bündnerdeutsch sehr angenehm zum Zuhören. Die Geschichten von Globi sind ja auch sehr nett, aber wenn wir jeden Tag seine Zürischnorre hätten anhören müssen? Die netteste Reaktion unterwegs war von einem älteren Paar bei einem Aussichtspunkt: "Das haben wir mit unseren Kindern auch gemacht. Da kommen schöne Erinnerungen hoch.". Und die, die das nicht so sehen, haben halt einfach geschwiegen.

Der Flug geht ohne Probleme vorüber. Jann will ein Feuerwehrauto-Cartoon in Wiederholungsschlaufe sehen. In Sydney laden wir wieder mal alles in ein Taxi und fahren zu unserer neuen Adresse, wo wir die nächsten drei Monate verbringen werden. Mein Arbeitskollege Rolf zeigt uns die Wohnung, welche Petra demnächst noch genauer vorstellen wird.

Und Jann frägt: "Haben sie das verlorene Flugzeug wieder gefunden? Was ist mit ihm passiert?".