Rottnest Island

von Konrad Bucheli
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Sonntag 28. August 2016

Ein Bus der Fährgesellschaft holt uns am Morgen vor dem Campingplatz ab. Wird das gut kommen? Der Wetterbericht ist etwas unsicher. Und auch das Meer ist unruhig.

Kiara gefällt das Auf und Ab. Sie will sich gar nicht festhalten lassen obwohl sie sich gar nicht richtig auf den Beinen halten kann. Jann wird verdächtig ruhig. Wir denken dass er seekrank ist. Wir passieren ein paar grosse Frachter, die leer im Meer vor dem Hafen auf bessere Zeiten warten, und sind nach weniger als einer halben Stunde Fahrt auf der Insel.

Wir haben zwei Fahrräder und einen Anhänger für die Kinder gebucht. Die Fähre hat die mitgenommen, wir bekommen diese auf dem Pier. Auf der kleinen Insel gibt es keine Autos, nur ein paar Linienbusse. Schon bald verlassen wir die kleine Siedlung und fahren im Uhrzeigersinn um die Insel. Es gibt einen Spritzer Regen um uns zu erschrecken, aber der ist vorbei sobald ich den Anhänger regendicht gemacht habe. Unsere Velos haben nur drei Gänge, was die zum Glück nur kleinen Aufstiege mit 30 kg Zusatzgewicht ziemlich anstrengend macht. Wir halten hie und da bei einer Bucht und nach etwa einem Drittel sind wir uns nicht einig. Ich will um die ganze Insel fahren (sind total nur 22 km), aber Petra will die Abkürzung in der Mitte durch nehmen. Fahren wir zuerst Mal hoch zum Leuchtturm, der von der höchsten Erhebung über die Insel thront. Ich gebe mir alle Mühe, aber die letzten 15 Meter sind dann zu viel und ich muss absteigen. Den Kindern ist dass alles egal, die schlafen. Petra nimmt an einer Führung im Leuchtturm teil, die gerade startet.

Wir fahren dann doch durch das Inland zur nördlichen Seite der Insel. Hier ist die Landschaft ganz anders als an der Küste. Auch die Salzseen sind reizvoll. Wir finden ein Picknicktisch schön im Schatten und ohne Wind bei einem umgefallenen Baum. Ich nehme Platz und fange an auszupacken. Da schauen mich plötzlich zwei braune Augen von unten an: ein Quokka! So ein Frechdachs! Die Quokkas sind die eigentlich wichtigste Attraktion von Rottnest Island. Hier gibt es keine Ratten oder importierten Raubtiere (Füchse, Katzen und Hunde) und so konnte sich die Population hier halten. In gewissen Gebieten, die wir auf unserer Reise passiert haben, wurde vor giftigen Ködern gewarnt mit denen diese fremden Streuner reduziert werden. So ein Quokka sieht aus wie eine Bisamratte mit Kängurufüssen. Und ganz in der Nähe wartet noch ein zweites Exemplar, eine Mama mit Bébé im Beutel. Jann findet diese Aufdringlichkeit gar nicht gut und flüchtet in Panik auf den Tisch. Für den Moment lassen wir unsere Erziehungsgrundsätze Erziehungsgrundsätze sein und lassen ihn auf dem Tisch essen. Kiara sitzt bei mir auf dem Schoss und stört sich nicht daran, dass das Tierchen an ihrem Bein schnüffelt. Da es Wildtiere sind, sollte man sie weder füttern noch anfassen. Wegen dem Futter sind sie vermutlich her (sie kriegen aber keins) und beim Thema Anfassen hat mich Petra schon vorgewarnt dass diese Tiere diese Regel nicht kennen. Wir geniessen unsere zwei Beobachter.

Langsam geht es zurück in Richtung Hafen. Gegen Schluss in bewohntem Gebiet sehen wir dann noch ein oder zwei Tierchen. Petra erwartet noch mehr, den am Nachmittag sollten sie da herumtreiben. In der Fussgängerzone hat es wirklich ein paar. Und man sieht auch, warum man sie nicht Füttern sollte. Ein Pfau wird aggressiv gegenüber einem Tier im Kampf ums Fressen. Nach den Ohrmarkierungen zu schliessen hat er schon die eine oder andere Begegnung verloren. Der Pfau wird dann später von einer Möwengang angegangen. Ein weiteres Quokka hat ein totes Auge. Jann taut nun gegenüber diesen Tieren auf flüchtet nicht mehr. Wenn ich nun Kiara aber alleine auf Augenhöhe mit einem Tier lasse, dann ist ihr aber auch nicht wohl.

Wir lassen die Kinder noch etwas auf dem Spielplatz herumrennen. Kurz nach vier geht unsere Fähre zurück nach Fremantle. Auf der Fahrt kann ich Jann etwas ablenken mit den Wellen, die über den Bug spritzen und so bewirken, dass er nach draussen schaut. Er ist nicht mehr ganz so still und gegen Schluss frägt er: "Wann sinkt das Schiff?" Moment, wie kommt er darauf? Ganz am Anfang gab es, so ähnlich wie bei einem Flug, ein Sicherheitsvideo. Und hier hat Petra eine Bemerkung betreffend sinken gemacht. "Jann, das Schiff sinkt nicht. Niemand will, dass das Schiff sinkt. Das wäre ganz schlimm."