Westwärts zum Zweiten

von Konrad Bucheli
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Donnerstag/Freitag 4./5. August 2016

Unser nächstes Ziel ist Broome am Indischen Ozean. Es fehlen noch ein paar hundert Kilometer und wegen der Kinder gehen wir das in kleineren Etappen an. Am Donnerstag fahren wir erst relativ spät los. Kiara kriegt ein kleines Mobile mit Holzstücken zum Spielen und auch die Kinderlieder helfen. Wir halten dann schon um 3 Uhr nachmittags in Fitzroy Crossing.

Der Campingplatz gehört zu einer Lodge. Ein Wallaby erwart unsere Ankunft und dann kommen noch mehr hinzu. Petra entdeckt hoch auf einem Baum einen schwarzen Kakadu. Im Flug zeigt er dann auch mit seiner roten Schwanzinnenseite seine ganze Schönheit. Weisse Kakadus haben wir schon ein paar Mal gesehen.

Es hat auch einen Pool wie bei jeder Unterkunft bisher (ausser in den Nationalparks). Wir haben ja Zeit und wollen da unseren Kindern etwas Nettes bieten und gehen daher baden. Ein kompletter Fehlschlag: das Wasser ist viel zu kalt. Wenigstens für die Kinder. Für uns geht es noch als erfrischend durch, aber unsere Kinder sind wohltemperierte 32° vom Babyschwimmen gewöhnt und zittern nun um die Wette. Daher sind wir dann auch relativ schnell wieder draussen. Obwohl es hier am Tag gegen die 30° warm wird, sind wir im Pendant zum Februar in der Schweiz. Nachts wird es nun auch kühler, vielleicht so um die 15° und wir müssen schauen, dass wir im Zelt nicht frieren.

Den Freitag fangen wir mit einer Wanderung im Geiko Nationalpark an. Die Wanderung führt etwas über zwei Kilometer dem Fitzroy River entlang in der Geiko-Schlucht. Denn Fluss sehen wir erst am Ende, vorher geht es den Felsen und der Schwemmebene entlang. Und dann geht alles wieder zurück. Jann läuft brav die ganze Strecke, manchmal bracht es da noch etwas Motivation. Kiara sitzt wie meistens im Tragrucksack auf meinem Rücken und wirft regelmässig ihren Hut weg.

Dann geht es wieder auf die Strasse. Die Landschaft, die wir diese zwei Tage durchfahren, ist meistens flach und es hat nur selten landschaftliche Orientierungspunkte wie ein paar Felsen oder eine kleine Bergkette in der Ferne. Der Busch ist dichter wenn er einmal etwas lichter ist, stehen da dafür umsomehr Termitenhügel. Vielleicht haben die ja da auch die Bäume weggefressen...

Die Kinder schlafen. Auch wir sind müde von der Wanderung und wechseln beim Fahren häufiger ab als normal. Das Mittagessen verschlafen die Kinder. Jedoch kurz später hat Kiara einen Schreianfall. Alles nützt nichts: Windeln wechseln, trinken lassen und Essen geben. Nicht mal halten und wiegen hilft. Jetzt sieht Petra aber auch einen Grund: zwei Zähne stossen durch. Jann lässt sich nicht stören, er will einfach nur schlafen. Wir packen Kiara trotz dem Geschrei wieder in den Sitz und fahren los. Innerhalb von kürzester Zeit ist sie eingeschlafen.

Wir halten beim nächsten Übergang über den Fitzroy River: Willare Bridge. Auf der Grünfläche vor dem Road House steht die Statue eines Stiers. Oh, die Statue frisst ja! Dieses Bild von einem Stier steht so schön in der Mitte, rechtwinklig ausgerichtet und in Fresspose, es sah auf den ersten Blick einfach zu künstlich aus. Wir campieren da. Nach dem Kuhdung zu schliessen besuchen die Rinder zwischendurch auch mal den Platz. Jann ist ganz begeistert vom "Guschti" (so heisst Grossvaters Stier) und so geht Petra mit ihm nochmals das Tier anschauen.

Es ist noch etwas früh am Nachmittag und Petra frägt sich, was wir jetzt machen sollen. Ferien halt, also nichts. OK wir gehen Glace kaufen und haben es noch nicht ganz fertig geschleckt, da ereilt uns die nächtse kleine Katastrophe: wir haben den Schlüssel ins Auto eingesperrt. Er liegt ganz unschuldig auf dem Beifahrersitz. Der Kofferraum ist wenigstens noch offen. Nur kommt man von da nicht so einfach in die Fahrgastzelle, denn da ist ein Gitter montiert, an dem der Kühlschrank befestigt ist. Das zu entfernen ist eine grössere Operation. Ich überlege mir, dass man eigentlich mit einer Angel durch dieses Gitter den Schlüssel herausholen könnte. Wir sind hier im Barramundi-Land, da sollte sich schon ein Amateurfischer unter den Campern finden lassen. Petra versucht in der Zwischenzeit mit einem nicht ganz einen Meter langen Metallstab mit Hacken, der zum Zelt gehöhrt, den Knopf vom Türschloss hochzuziehen. Mein erstes Opfer hat tatsächlich zwei Fischerruten im Gepäck und schaut sich das an. Leider passt die Rute zu wenig weit durch das Gitter, denn der zweite Ring, welcher die Angelschnur führt, ist zu gross. Während er nun einen Angelhacken und ein Klebeband holt, um unseren Stab an seine Rute zu montieren, kommt mir die Idee: "Petra, versuch mal die Kurbel vom Fenster zu drehen!" Und siehe da, das Fenster bewegt sich nach unten und wir können das Auto aufschliessen.

Beim Abendessen wandern die Rinder tatsächlich auf das Gelände und als ich in der Nacht zur Toilette muss campieren sie bequem daneben.